Bundesliga-Triumph: Sky zahlt einen hohen Preis [Kommentar]

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Bundesliga-Triumph: Sky zahlt einen hohen Preis [Kommentar]

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Bundesliga-Triumph: Sky zahlt einen hohen Preis [Kommentar]

Sky hat hoch gepokert und am Ende gewonnen, muss dafür jedoch tief in die Tasche greifen: 485,7 Millionen Euro pro Saison überweist der Bezahlsender ab der Saison 2013/14 an den Ligaverband DFL, um seinen Abonnenten exklusive Live-Bilder von allen 612 Profispielen auf Breitbildfernseher, Tablet-PC oder Smartphone zu liefern.

Sky-Vorstand Brian Sullivan war zuletzt von der "Süddeutschen Zeitung" mit der Aussage zitiert worden, er könne sich ein Investment von bis zu 360 Millionen Euro jährlich vorstellen. Ein Nebelkerzenwerfen, von dem sich zuletzt offenkundig auch der Mitbewerber Telekom beeinflussen ließ. In drei von vier Fällen habe das Gebot von Sky um 20 Prozent über dem nächsthöheren Angebot gelegen, hieß es am Dienstag aus Kreisen des Ligaverbands DFL. Mit anderen Worten: Die Telekom hat bei seinen nachgebesserten Angeboten in der zweiten Ausschreibungsphase den Gegner massiv unterschätzt.

Ohnehin ist die Telekom der größte Verlierer der neuen Ausschreibungsrunde. Alles auf eine Karte gesetzt hat der Bonner Telekommunikationskonzern mit seiner Kampfansage "Bundesliga für alle!". Auch die Kabel- und Satellitenrechte wollte man sich zusätzlich zur bestehenden IPTV-Auswertung auf der "Entertain"-Plattform sichern, um Sky Paroli zu bieten. Ein Konzept, dass den Ligavertretern letztlich offenbar nicht behagte. Sie zeigten dem Ex-Monopolisten die Rote Karte und verwiesen ihn sogar bei den bisher gehaltenen Mobilfunk- und IPTV-Rechten vom Platz. Auch die hält künftig Sky.

Für den Bezahlanbieter ein riskantes Spiel, bei dem das Damoklesschwert Refinanzierung über den Köpfen der Verantwortlichen schwebt. Denn Mehraufwendungen von mehr als 200 Millionen Euro jährlich wollen erst einmal in die Kassen zurückgeholt werden. Selbst bei großzügiger Rechnung müsste der Stamm von 3 Millionen Abonnenten pro Kopf mehr als 5 Euro monatlich mehr in die Kasse einzahlen, damit das funktioniert.

Insofern scheint die Strategie, die Kundenzahlen durch die nunmehr noch exklusiveren Rechte deutlich in die Höhe zu treiben, erfolgversprechender. Indes: Die Telekom verweist zwar aktuell auf über eine Million IPTV-Abonnenten. Lediglich rund 300 000 haben sich zuletzt laut Aussagen der Verantwortlichen aber das Bundesliga-Angebot von "Liga total" freischalten lassen. Das allein ist zu wenig, um die von Sky-Vorstand Brian Sullivan so sehnsüchtig angepeilte schwarze Null in der Bilanz ohne Preiserhöhungen zu stemmen.

Doch Sullivan hat in den letzten Monaten viel bewegt bei Sky und wird beim Thema Bundesliga ebenfalls nicht ruhen. Eine Sublizenzierung der IPTV-Rechte an die Telekom mit deutlichem Aufschlag, die für Entertain so wichtigen Live-Bilder als Druckmittel für die Verbreitung des kompletten Sky-Programmpakets über die IPTV-Plattform der Deutschen Telekom, nachdem sich beide Partner vor Jahren zuletzt zerstritten haben? Naheliegende und sicherlich bereits ausgelotete Alternativen.

Nicht umsonst hatte Sullivan die Telekom im Februar öffentlichkeitswirksam zu einer Zusammenarbeit eingeladen und in Richtung der Verantwortlichen in Bonn: "Gemeinsam mit Sky können sie alle unsere Inhalte vermarkten, und wir reden hier nicht nur über die Bundesliga". Und weiter: "Sie bieten es ihren Kunden an und teilen sich mit uns die Einnahmen. Das ist ein verdammt gutes Geschäftsmodell für sie". Was damals noch belächelt wurde, inzwischen scheint es gar nicht mehr so unwahrscheinlich.

Spannend ist, dass mit dem Axel Springer Verlag künftig ein ganz neuer Anbieter im Pay-TV-Geschäft mitmischt, wenn auch auf kleinerer Flamme. Mit dem Rechtepaket M kann der "Bild"-Verlag den zahlenden Kunden seiner Smartphone- und Tablet-Apps künftig schon eine Stunde nach Abpfiff bis zu sechsminütige Zusammenfassungen aller Einzelpartien der Bundesliga liefern. Und genau das gedenkt man auch zu tun.

"Die Rechtepakete sind wie gemacht für die Bezahl- und Multiplattformstrategie von Bild" jubelt dann auch prompt Digital-Geschäftsführerin Donata Hopfen und kündigt ein "attraktives Bezahlangebot auf allen digitalen Endgeräten an". Für Sky keine ernsthafte Konkurrenz, wohl aber für die ARD als etablierten Platzhirsch. Wem zweistellige Monatsbeträge für ein Sky-Abo bislang zu teuer sind, der wird vielleicht zumindest für ein paar Euro mit dem Gedanken liebäugeln, schon vor der abendlichen "Sportschau" seinen Verein auf dem Rasen zu bewundern.

Festzuhalten bleibt: Der größte Gewinner des heutigen "Tags der Entscheidung", zu dem die DFL die Vergabe der Lizenzen im Vorfeld hochstilisiert hatte, ist nicht Sky. Es sind die 36 Bundesligavereine, die mit ihrer geschickten Ausschreibungs-Choreographie ein finanzielles Wettrüsten bislang unbekannten Ausmaßes in Gang gesetzt haben. Durchschnittlich 628 Millionen Euro jährlich sind der Lohn.


Alexander Rösch ist Chefredakteur des Online-Dienstes DIGITALFERNSEHEN.de


Quelle: http://www.digitalfernsehen.de vom 17.04.2012, 14:49 Uhr, Kommentar von Alexander Rösch, Chefredakteur DIGITALFERNSEHEN.de
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