Als Fortsetzung zu der Beschreibung und Erklärung der Wärme-Probleme bei der CPU des ICord HD+ hier nun eine Schritt-für-Schritt Anleitung für mutige Bastler
Abhilfe:
Abhilfe kann man selbst in 2 Schritten schaffen, solange die CPU noch keinen dauerhaften Schaden hat und man den Icord wenigstens noch 1x zum Starten bekommt.
Es sollte klar sein, daß dies auf eigene Gefahr und mit wahrscheinlichem Verlust noch vorhandener Garantieansprüche geschieht.
Da auf der Netzteil-Platine 230V Netzspannung anliegen, ist natürlich unbedingt der Netzstecker vor Öffnen des Gerätes zu ziehen.
Auch alle anderen elektrischen Verbindungen (LNB, Netzwerk, SCART, HDMI...) sollte man vor dem Rumwerkeln im Gerät vorsichtshalber trennen.
Stufe 1.)
Man besorgt sich zunächst einen möglichst leisen, 40x40mm großen 12V-Lüfter ohne Regelung.
Bei
Reichelt ist z.B. der relativ leise Typ „LÜFTER 4020-12V“ erhältlich, der für unsere Zwecke geeignet ist.
Diesen kann man mittels 4 M3-Schrauben einfach in den Lamellen des vorhandenen Kühlkörpers festschrauben. Die Schrauben krallen sich dort fest und schneiden sich praktisch ihr eigenes Gewinde. Der Lüfter muß nicht und sollte auch nicht „bombenfest“ auf den Kühlkörper geschraubt werden, sondern die Schrauben sollten nur leicht angezogen werden, damit keine großen Kräfte über die Verklebung auf die empfindliche CPU ausgeübt werden..
Den Plus-Anschluß (rot) und Minus-Anschluß (schwarz) kann man sogar ohne Löten einfach in die 12 V Versorgung des 4-poligen, quadratischen Festplattensteckers stecken (gelb = +12V, schwarz = Masse), wenn man die vorderen Kabelenden auf ca. 1 cm abisoliert und die blanken Litzenenden zwei- oder dreimal zusammenfaltet und dann in die o.g. Crimpanschlüsse des Festplattensteckers steckt.
Besser ist es natürlich, die Lüfteranschlüsse in die Crimp-Stecker des Festplattensteckers einzulöten.
Die 12V-Spannung im Icord ist allerdings auch im Standby vorhanden, so daß der Lüfter auch im Standby weiterläuft.
Das ist vom Stromverbrauch nicht weiter schlimm (max. 1W), könnte aber u.U. den Hausfrieden etwas stören.
Deswegen bestellt man am besten gleich noch ein Poti mit, um die Drehzahl des Lüfters etwas herabzusetzen, so daß man gerade bei ausgeschaltetem Icord nichts oder kaum noch etwas hört.
(Keine Angst: auch ein herabgeregelter Lüfter wird die CPU noch genügend kühlen.)
Das Poti muß mindestens eine Belastbarkeit von 1W haben und sollte einen Widerstand zwischen zwischen 100 Ohm und 1kOhm haben.
Geeignete Typen bei Reichelt wären z.B. „P4W-LIN 100“, „P4W-LIN 220“, „P4W-LIN 470“ oder „P4W-LIN 1,0k“. Die letzte Zahl gibt jeweils den Ohmwert an. Der 220 oder 470 Ohm-Typ ist meist der beste Kompromiß.
Man schleift das Poti in die rote +12V Leitung des Lüfters ein, indem man diese in der Mitte auftrennt und dann einen Anschluß mit dem mittleren Anschluß des Potis und den anderen mit dem linken oder rechten Anschluß des Potis verlötet.
Das Poti muß dann mit Klebeband, einem Kabelbinder o.ä. irgendwo sicher im Icord befestigt werden (z.B. seitlich am Kunstoffgehäuse der Festplattenhalterung), da das Poti-Gehäuse aus Metall ist und bei Kontakt mit der Hauptplatine oder gar der Netzteilplatine einen Kurzschluß verursachen kann.
Man kann natürlich in die Rückwand des Icord auch einen Durchbruch für das Poti bohren und es dort festschrauben. Das wäre sicherlich die professionellste Lösung und man kann dann die Drehzahl des Lüfters nachträglich auch noch von außen regeln. Dabei sollte man nur aufpassen, daß kein Metallspäne vom Bohren im Gerät zurückbleiben (Kurzschlußgefahr).
Wenn man Glück hat, reicht diese Maßnahme bereits aus, damit der Icord von nun an wieder stabil läuft. Die Wärmeabführung ist nun erheblich besser, was man daran merkt, daß der Kühlkörper jetzt nur noch lauwarm werden sollte und nicht mehr kochend heiß.
Stufe 2.)
Will man das Übel an der Wurzel packen und den ungeeigneten Kitt durch eine geeignete Wärmeleitpaste o.ä. ersetzen, ist jetzt eine kleine „Operation“ notwendig, bei der man allerdings im ungünstigsten Fall auch die CPU zerstören kann, wenn man zu starke Gewalt anwendet.
Da es bei mir nichts mehr zu verlieren gab, da der Icord definitiv „tot“ war, habe ich den Kühlkörper durch leicht schaukelndes Hin- und Herdrehen (nicht Ziehen!) von der CPU abgelöst.
Dazu gehört etwas Mut und meist etwas „sanfte Gewalt“, damit sich der Kitt mit einem Knack von der CPU löst.
Man muß anschließend mit einem scharfen, schmalen Spachtel oder Spatel die Reste des Kitts vom Kühlkörper und von der Oberfläche der CPU restlos abschaben.
Auch hier ist wieder etwas Mut erforderlich, denn man darf beim Herumschaben auf der CPU den Spatel oder Schachtel auf keinen Fall verkanten. Sonst kann man die CPU irreparabel beschädigen.
Als nächstes trägt man entweder „klassische“ Wärmeleitpaste oder für diesen Zweck geeigneten Wärmeleitkleber in einer dünnen Schicht auf die CPU und auf den Kühhkörper auf.
Wärmeleitpaste findet man evtl. noch in einer kleinen Tube oder Plastik-Spritze im Karton seines PCs, Motherboards oder CPU-Kartons.
Ansonsten gibt es z.B. bei Reichelt geeignete Wärmeleitpaste („LEITPASTE 5GR“) oder Wärmeleitkleber („WK 709-5ML“)
Dann setzt man den Kühlkörper incl. Lüfter wieder auf und dreht unter ganz leichtem Druck den Kühlkörper ein paar mal leicht hin und her.
Dadurch verteilt sich die Wärmeleitpaste bzw. der Kleber gleichmäßig in einer dünnen Schicht zwischen CPU-Oberfläche und Kühlkörper.
Der Vorteil der Wärmeleitpaste ist, daß sich der Kühlkörper jederzeit wieder von der CPU ablösen läßt. Der Nachteil ist allerdings, daß es keine feste Verbindung gibt und der Kühlkörper durch Vibration oder bei schräger Aufstellung des ICord von der CPU abrutschen könnte!
Die meisten Wärmeleitpasten verlieren bei Erwärmung nämlich ihre Zähigkeit und Klebrigkeit.
Wenn man Glück hat, erwischt man aber eine Wärmeleitpaste, die auch bei Erwärmung zäh und klebrig bleibt.
Ansonsten greift man zu o.g. Wärmeleitkleber.
Am besten bestellt man beides und versucht es erst mit der Wärmeleitpaste.
Wenn diese dann bei Erwärmung nicht klebrig genug bleibt, wechselt man -nach Reinigung von CPU und Kühlkörper- zum Wärmeleitkleber.
Es ist mir wirklich völlig unverständlich, daß Humax hier keinen Federbügel für den Kühlkörper vorgesehen hat, wie es bei Kühlkörpern für CPUs für PCs üblich ist.
Mit diesen Maßnahmen sollte der Icord nun eigentlich dauerhaft zuverlässig laufen, sofern man ihn wenigstens noch einmal gestartet bekommt.
Bei mir ist nach diesen Maßnahmen ein komplett toter Icord wieder „aufgewacht“ und läuft nun seit mehreren Wochen völlig zuverlässig und ohne jeden Muckser.
Man sollte bei einem Icord, der vorher schon Ärger gemacht hat, sicherheitshalber noch einmal auf Werkseinstellungen zurücksetzen und die Festplatte formatieren, damit sich am Ende nicht über diesen Weg ein eigentlich jetzt einwandfreies Gerät immer noch fehlerhaft verhält.
Stufe 3.)
Man kann nun noch den ungenutzten Gehäuselüfter des Icord zur Verlängerung der Lebensdauer der Festplatte aktivieren.
Dazu zieht man den kleinen dreipoligen Stecker des Lüfters ab und kann dann den roten und schwarzen Anschluß genauso anschließen wie den o.g. CPU-Lüfter (mit voller oder verminderter Drehzahl; also mit oder ohne einem eigenem (!) Poti).
Der weiße Anschluß wird nicht benötigt, da an ihm das Tachosignal anliegt.
Ich hoffe, daß der eine oder andere, bei dem ein „toter“ oder „zickender“ ICord herumliegt, und der wg. abgelaufener Garantiezeit und/oder nicht entsprochenem Kulanzwunsch sein Gerät mit dieser Anleitung wieder zum Leben erwecken kann.